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Berichte aus Taiguara

Esthér (17) verbrachte fast ein Jahr in der Casa Taiguara und lebt seit vergangenem Dezember wieder bei ihrer Familie. Sie schrieb den folgenden Brief an das Team von Casa Taiguara.

Nachrichten aus dem Strassenkinderprojekt „Casa Taiguara“ in São Paulo

„Nun, was soll ich euch sagen? Letztlich war es ein Jahr, wo viel gelacht wurde, es Streit gab, eine Menge Zuneigung von euch allen, mir fehlen die Worte, um euch entsprechend danken zu können. Leute, danke dafür, dass ihr mich immer wieder „zurechtgestutzt“ habt. So konnte ich mich weiterentwickeln, wachsen und aufhören, ein kleines Mädchen zu sein.
Einige werden sich sicher erinnern, wie verzweifelt und kaputt ich hier ankam. Aber mit der Zeit wandelte sich das Weinen in Lachen. Leute, eure Arbeit ist nicht vergebens, überhaupt nicht. Manchmal kommt es euch sicher vor, dass wir undankbar und sehr stressig sind - aber nur wir, die wir von euch aufgenommen wurden, können wissen, wie es ist, jemanden zu haben, der an dich glaubt – selbst wenn es manchmal so aussieht, als wollten wir uns nie ändern. Manchmal brauchen wir etwas Aufmerksamkeit und ihr schenkt sie uns, ohne zu zögern.
Tio* Vicente (1) - du wirst mir als „Vater“ fehlen. Tia* Concil (2) - du warst mir eine fabelhafte „Mutter“ und ich werde mit großer Zärtlichkeit immer an dich denken . Selbst in Augenblicken, in denen ich mich selbst nicht verstand, hast du mich verstanden. Danke! Manchmal warst du ziemlich blöd zu mir, dies ändert aber nichts daran, dass du für mich etwas ganz Besonderes bist.
Und Tia Valéria (3), ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, aber du bist unglaublich! Du hast keine Idee, was du alles Gutes für mich getan hast. Du hast mir das Gefühl einer Familie vermittelt. Denis, Roberte, Sidney, Felipe, Tia Ro, Bete, Fátima, Ana, Pauli, Márcia (4), euch allen vielen Dank. Ihr ward Engel in diesem Teil meines Lebens. Schließlich wart ihr es, die meine schlechte Laune und skandalösen Charaktereigenschaften zurückgedrängt habt und meine guten Seiten zum Vorschein kommen ließet. Ich danke euch für eure Geduld!
Es war sicher nicht leicht, mich ein Jahr lang zu ertragen.
Auch Tia Lidia, Vivi, Tio Renee (5), Sr.Daniel (6) - Dank für alles und dafür, dass es euch gibt. Hab´ euch alle sehr gern!
1) Koordinator, 2) Vize-Koordinator, 3) Sozialarbeiter, 4) Erzieher, 5) Verwaltung, 6) Vorsitzender und Gründer von „Casa Taiguara“


*„tio“ heißt Onkel, „tia“ Tante.


Die Brasilieninitiative Freiburg e.V. unterstützt dieses Projekt seit den Anfängen 1996. Spenden bitte auf das Konto 250 548 06 bei der Volksbank Freiburg,
BLZ 680 900 00, Stichwort: "Taiguara"

Jedes Jahr veröffentlicht die Moradia Associcao Civil, Träger des Straßenkinderprojekts Taiguara, einen Rechenschaftsbericht mit den eingegangenen Spenden und den erfolgten Aktivitäten. Dieser auf portugiesisch erstellte Bericht kann bei uns eingesehen werden. Nachfolgend Auszüge aus vergangenen Jahren.

2007 – Ein positives Jahr für Moradia Assocação Civil Casa Taiguara/Casa Taiguarinha

"Schwierigkeit ist ein wiederkehrendes Wort im Lexikon derer, die im dritten brasilianischen Sektor arbeiten, vor allem bei NGO’s, die die weniger begünstigten Klassen unterstützen und wo der Begriff Lebensunterhalt vielfach nichts mit der gültigen Realität zu tun hat.
Dies ist auch der Fall bei Moradia. Das Profil unserer Dienstleistungen – Aufnahme von sozial gefährdeten Kindern und Jugendlichen – beinhaltet einen Prozess, bei dem es fast unmöglich ist, Devisen und Ressourcen zu schaffen. Als das Casa Taiguara 1996 eröffnete, gab es noch keine Vereinbarungen mit der Stadtverwaltung von São Paulo – heute lebenswichtig für sein Funktionieren – und es gab nur wenige unterstützende Partner. In Wahrheit begründeten die persönlichen Spenden des Moradia Gründers und heutigen Vorsitzenden, Daniel Fresnot, und der gute Wille einer handvoll Mitarbeiter den wesentlichen Antrieb der Organisation. So vergingen die ersten 6 Jahre der Moradia. Alte Fotos veranschaulichen eine sehr diffizile Vergangenheit, wo Matratzen nur auf dem Boden des Casa Taiguara lagen und freiwillige Helfer vielfältige Aufgaben übernahmen. Seit diesen schwierigen Anfängen hat sich die Moradia Assocação Civil zu einer anerkannten Institution entwickelte. Und 2007 war ein besonderes Jahr.
In diesem Jahr konnten wir unsere Angebote erweitern. Mit der Eröffnung des CRECA CASA VERDE – Haus der Zuflucht „Chico Cézar“, konnte Moradia sein drittes Haus eröffnen, die Aufnahmekapazität verdoppelte sich und insgesamt stehen nunmehr 60 Schlafplätze zur Verfügung. In 2007 waren wir auch in der Lage die Häuser Casa Taiguara und Casa Taiguarinha zu renovieren und menschlicher zu gestalten, was uns eine würdigere Aufnahme unserer Straßenkinder ermöglicht.
Es war auch 2007, dass die Projekte Kunsterziehung und Vorsorge in Partnerschaft mit dem Gesundheitsministerium genehmigt wurden und in der gleichen Weise eine Reihe neuer Aktivitäten wie Capoeira, Hip Hop, Percussion Brasiliens und des Nordostens, Kunst-Therapie, Fotografie, Ausflüge und Reisen, etc. Teil unserer Routine wurden. Dies alles schafft ein breites Angebot und wir verzeichnen einen enormen Rückgang der Straßenkinder, die wieder zurück auf die Straße wollen. Ebenfalls 2007 überarbeiteten wir unsere Website und schufen das Informationsblatt Taiguara, mit welchem wir immer koninuierlich über unsere Arbeit unterrichten möchten.
Wollen wir hoffen, dass sich all diese positiven Entwicklungen im kommenden Jahr fortsetzen. Die Anforderungen an Zufluchtstätten und ihren Leistungen können nur zunehmen, betrachtet man die explodierende Armut in Sao Paulo. Moradia will noch vieles verwirklichen und hofft auf neue Partner, die sich in diesem Kampf 2008 uns anschließen und uns unterstützen."

November 2007

Unser Projekt in São Paulo Casa Taiguara/Casa Taiguarinha hat Zuwachs erhalten: Casa Verde. Dieses Haus übergab die Stadtverwaltung an das Team von Taiguara, das damit erneut eine behördliche Anerkennung erfuhr. Bei den Kosten übernimmt die Stadtverwaltung nur einen Teil,d.h.weiterhin sind Spenden notwendig.Für dieses Haus war die Oberle-Stiftung aus Staufen schnell und unbürokratisch bereit, einen einmaligen Zuschuss von 4000.00 € für die notwendige Anschaffung von Einrichtungsgegenständen zu bewilligen.
Im Januar kommenden Jahres wird voraussichtlich der Begründer von Taiguara, Daniel Fresnot, in Freiburg zu einem Vortrag sein. Den Termin entnehmen Sie bitte der örtlichen Presse bzw. unserer Website.

Das "Projeto Integrar" ist dagegen gefährdet. Dank einer Nichtregierungsorganisation in England und der Aktion Selbstbesteuerung war die Weiterarbeit zwar bis Mitte 2007 sichergestellt, momentan arbeitet das Psychologenteam weitgehend ohne Bezahlung. Wir bemühen uns zur Zeit um weitergehende Unterstützung, bisher jedoch vergebens. Dies ist sehr schade, hat doch die bisherige Arbeit der Psychologen gezeigt, dass es möglich ist, Straßenkinder wieder in ihre Familien zu integrieren.Während dieser Zeit kehrten 12 Kinder in ihre Familien zurück.Um dieses Projekt nicht zu gefährden, sind weitere Spenden willkommen.Unser Versuch, über die Fördermitglieder konstante monatliche Unterstützung zu finden,gelang leider nicht.

Juli 2006

Koechinnen in Casa Taiguara/Taiguarinha

Das Straßenkinderprojekt Casa Taiguara in São Paulo läuft weiterhin gut und hat inzwischen Nachahmer gefunden. Neu hinzugekommen zu der Alltagsarbeit in Casa Taiguara/Casa Taiguarinha ist 2005 das "Projeto Integrar". Hierbei geht es darum, Strassenkinder, die den Weg zu Casa Taiguara/Casa Taiguarinha gefunden haben und wilens sind,zu ihren Familien zurück zu kehren, von einem Psychologenteam zu begleiten. Die zu betreuenden Kinder kommen aus dem Straßenkinderprojekt CASA TAIGUARA und werden in Absprache mit den dortigen Erzieher/-innen ausgewählt. Insgesamt umfasst die Anzahl der betreuten Straßenkinder zwölf.In Wirklichkeit sind viel mehr Personen involviert, da bei diesem Projektversuch nicht nur die Straßenkinder sondern ebenso die Familienmitglieder mit eingebunden werden. Nach einem Jahr erscheint diese Art der Integration von Straßenkindern in ihre Familien sehr positiv zu verlaufen.Die Landesstiftung von Baden-Württemberg versetzte uns in die Lage, 1 ½ Jahre lang diese psychologische Arbeit zu unterstützen.

April 2005

Im Jahresrückblick auf das Jahr 2004 gibt es neben einem finanziellen Jahresrückblick erneut eine Zusammenfassung über die Aktivitäten. Bei der finanziellen Seite fällt auf, dass die Arbeit in Casa Taiguara und Casa Taiguarinha von der weiteren Unterstützung durch Einzelspenden abhängt. Erfreulich dass die Stadtverwaltung von Sao Paulo an ihrer Unterstützung festhält. Dies war nach dem Wechsel an der Spitze, die bisherige Bürgermeisterin Marta Supplicy verlor bei ihrem Versuch wiedergewählt zu werden, nicht selbstverständlich. Innerhalb des Taiguara-Teams gab es 2004 ebenfalls Veränderungen: der neue Koordinator Agnaldo Troiano arbeitete bereits zuvor mit Straßenkindern und Ingo Mayer Tibeau ist nun zuständig für die Verwaltung worunter ebenfalls die Verwendung der Spendengelder gehört. Besonders hervorzuheben ist, dass mit Sidney de Souza, Felipe Domingos da Silva und Sidnei Ferreira da Costa drei ehemalige Straßenkinder jetzt eine Anstellung bei Casa Taiguara/Taiguarinha erhielten. Sie schafften es durch die Arbeit des Taiguara-Teams von der Straße wegzukommen.

Inhaltlich ging die Arbeit wie im vergangenen Jahr weiter. Neben vielfältigen Aktivitäten stand immer auch das Bemühen Straßenkinder wieder in das Schulsystem zu integrieren. Im Januar 2005 gelang es 26 Mädchen und Jungen an fünf öffentlichen Schulen anzumelden.

Neu begonnen hat im vergangen Jahr der Versuch Straßenkinder wieder in ihre Familien zu integrieren. Über diese Arbeit, die von einem Psychologenteam angeführt wird, berichten wir sobald es möglich ist, einen ersten Rückblick zu geben.

Uns erreichte der Jahresrückblick auf das Jahr 2003, der zukünftig einen Gesamtüberblick über die geleistete Arbeit geben wird. Neben den vielfach angebotenen und ausgeführten Aktivitäten, die das Taiguara-Team mit den Straßenkindern ausführte, enthält der Bericht auch einige interessante Daten. So wurden im abgelaufenen Jahr 858 Kinder/Jugendliche in Taiguara/Taiguarinha aufgenommen bzw. ihnen wurde Hilfe,Beratung zuteil. Nicht beinhaltet sind in dieser Zahl die zahlreichen Straßnekinder, die nur mal auf eine Dusche bzw. ein Essen vorbeischauen. Wer diesen Bericht - auf portugiesisch - bekommen möchte, lass uns dies bitte wissen. (bitte 3€ in Briefmarken im Briefumschlag beilegen)

Mai 2003

In diesem vom Mai 2003 stammenden Bericht wird ein kurzer Rückblick auf das Jahr 2002 gegeben. Nochmlas wird daraud hingewieen, dass mit der im vergangenen Jahre erfolgten Eröffnung von Casa Taiguarinha ein weiterer Schritt nach vorn gegangen wurde. Das für Kinder bis zum 12.Lebensjahr konzipierte Haus war innerhalb kurzer Zeit mit 15 Kindern belegt. Insgesamt stehen in beiden Häusern jetzt 34 Betten zur Verfügung, zehn Kinder befinden sich momenta außerhalb Sao Paulos zur Entziehungskur. Jeden Monat betreut Casa Taiguara mehr als 70 Kinder/Jugendliche.

Obwohl die Stadtverwaltung inzwischen die Arbeit des Taiguara-Teams anerkennt, reicht der monatliche Zuschuß nicht für die entstehenden Kosten auf, d.h. nach wie vor ist die Unterstützung vieler notwendig.

Auch auf der politischen Ebene ist das Taiguara-Team aktiv: so wurde an die Regierung in Brasília ein ausgearbeiteter Entwurf gesandt, der der Regierung aufzeigt, auf welche Art und Weise es möglich ist, die Straßenkinder von der Straße weg zu bekommen. Hierbei dient Casa Taiguara als Modell.

Es ist möglich, die Kinder von der Strasse zu bringen "Es ist sehr wohl möglich, das Problem der auf der Strasse hausenden Kinder in São Paulo undanderern brasilianischen Städten zu lösen.

1) Offenes Haus rund um die Uhr

In diesen Häusern gibt es sowohl Regeln als auch pädagogische Grundsätze zu beachten. Im Fall der Häuser Casa Taiguara (13 - 17 Jahre) und Taiguarinha (bis 12 Jahre) haben die Kinder fünf Grundregeln zu beachten:

  • Keine Drogen ins Haus mitbringen
  • Ebenso keine Waffen oder geraubte Gegenstände
  • Keinen Streit anzetteln
  • Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten
  • Teilnahme am Angebot der Lehrpersonen aufgreifen mit dem Ziel die Rückkehr in eine Schule zu ermöglichen.

Täglich werden Kinder von der Strasse geholt, auch unter Drogeneinfluss. Eine Sozialarbeiterin prüft bei uns, inwiefern eine Rückkehr zur Familie möglich ist. Dies ist in der Mehrzahl der Fälle zunächst ausgeschlossen, da die Jugendlichen einst aus ihrem Elternhaus abgehauen sind; dort waren sie zuvor i.d.R. schlecht behandelt, geschlagen, sexuell missbraucht, gedemütigt worden. Solange eine Rückkehr unmöglich erscheint wohnen die Kinder in Häusern wie Casa Taiguara und gehen in die Schule. Kinder bzw. Jugendliche mit Drogenproblemen werden an Entziehungshäuser ausserhalb São Paulos weitervermittelt. Die hierfür pro Person anfallenden monatlichen Kosten von 400 Reais werden durch die ausgezeichneten Ergebnisse gerechtfertigt.

Der Unterhalt der beiden Häuser Casa Taiguara und Taiguarinha beläuft sich auf monatlich 40 000 Reais, wobei die Kosten für die Entziehungskuren für augenblicklich 15 jugendliche beinhaltet sind. Monatlich ist Taiguara / Taiguarinha Anlaufstelle für über 100 Straßenkinder. Insgesamt wird die Zahl der im Grossraum São Paulo lebenden Straßenkinder auf ungefähr eintausend geschätzt. Es würde genügen zehn Häuser für die Kleinen und weitere zehn für die Jugendlichen zu errichten, was Kosten von ca. 1 Million Reis bedeuten würde. Die Erfahrung von Casa Taiguara seit 1996 zeigt, dass die Bereitschaft, rund um die Uhr ansprechbar zu sein sich als Lösung empfiehlt, dies zeigen nicht zuletzt die erzielten Ergebnisse.

2) Begleitung

Bei entsprechender Anzahl offener Häuser ist es ein leichtes alle auf der Strasse lebenden Kinder aufzunehmen und sie zu begleiten. Diese notwendige Begleitung - um sie vom Leben auf der Straße weg zu bringen - muss vor allem über "Straßenerzieher" bzw. entsprechend ausgebildetes Personal in den Häusern geschehen. Norm müsste sein den Kleinen das Schlafen sodann auf der Strasse zu untersagen, den "Estatuto da Criança e do Adolescente" anzuwenden und auf diese Art und Weise Lebensbedingungen für die Kinder weg von der Strasse zu schaffen. Die Auswirkungen einer Gewaltprävention wären erheblich und allein dies rechtfertigt eine Investion.

Neben diesen 24 Stunden geöffneten Anlaufstellen, der Zusammenarbeit mit Schulen und Drogenentziehungsheimen ist es notwendig, einen Schritt weiter zu denken. Die Einrichtung von "Repúblicas", Wohnraum für Jugendliche, denen die Loslösung gelang, welche lernen oder arbeiten, ist vorzusehen. Das Wohnen in einer "República" wäre eine Belohnung für einen Jugendlichen, welcher endgültig die Strasse, Drogen, Kriminalität verlassen hat. Die monatliche Kosten beliefen sich hier für 30 Jugendliche auf 12.000 Reais. Bei angenommenen zwanzig "Offenen Häusern" würden zehn "Repúblicas" ausreichen, die Anzahl der Erzieher wäre in diesen Häusern bedeutend geringer, die Jugendlichen übernähmen Selbstverantwortung.

Im bisherigen Verlauf des Jahres 2002 gibt es in São Paulo nur zwei Häuser, welche rund um die Uhr geöffnet sind. (Taiguara und CCCA Arteevida). Dies ist unzureichend. Würde man die gemachten positiven Erfahrungen multiplizieren wäre es möglich, alle Kinder von der Strasse zu holen. Mit entsprechenden Mitteln können wir soweit kommen.

Daniel Fresnot, Herbst 2002

19.05.2002: CASA TAIGUARINHA eröffnet

Am 19 Mai war es soweit. Was vor einigen Jahren mit Casa Taiguara begann fand nun eine erfolgreiche Fortsetzung. Das Strassenkinderprojekt Casa Taiguara bekam "Zuwachs": für die 7-12 jährigen wurde das nebenan liegende Haus, welches Ende letzten Jahres gekauft wurde, als "Casa Taiguarinha" eröffnet. Die im Zentrum São Paulos liegende Anlaufstelle für die Strassenkinder hat durch seine Konzeption inzwischen großes Ansehen erreicht und ist auch bei den Strassenkindern zu einer vertrauenswürdigen Adresse geworden und findet bei diesen eine große Akzeptenz. Dieses von der NGO Moradia Assoçiacão Civil getragene Projekt trägt sich jedoch wie zu Beginn ausschließlich durch viele Einzelspenden. Momentan - in São Paulo gibt es seit kurzer Zeit mit Marta Suplicy eine PT- Präfektin - wird versucht, von seiten der Präfektur anerkannt zu werden, was finanzielle Zuwendungen bedeuten würde. Der modellhafte Charakter von Taiguara - 24 Stunden offen, Bildungs-und Feizeitangebote und genügend Betreuer für die Strassenkinder zeigen beeindruckende Zahlen der vergangenen Jahre. Es gelang und gelingt sowohl Jugendliche nicht nur dauerhaft von der Strasse weg zu holen sondern sie teilweise auch wieder in ihre Familien zu integrieren. Dass diese Arbeit unglaublich hart ist, zeigen die täglichen Begegnungen mit den Strassenkindern: viele Enttäuschungen sind zu verkraften, andererseits: gelingt es jedoch - was immer wieder der Fall ist - einen Jugendlichen weg von Prostitution, Drogen, Elend zu bringen.Beispielsweise Elias (16). Er wird am 28.6. siebzehn Jahre alt, Familie hat er keine, er lebt seit dem 6. Lebensjahr auf der Strasse und seit dem 15.2.1999 im Casa Taiguara. Mit vier Jahren kam er mit seinen Eltern aus Minas nach São Paulo. Diese sahen keine Möglichkeit ihn bei sich zu behalten und gaben ihn deshalb seiner Oma, die ihn jedoch zur "Unidade de Acolhimento" weiterschickte. Der Weg durch verschiedene Einrichtungen begann kurz darauf: Abrigo Moca, Casa Renascer, Lar Gotas de Amor , Rainha da Paz, SOS Crianca.waren die verschiedensten Stationen seines jungen Lebens. Was die Zukunft bringen wird ist ungewiss, für das Team von Taiguara ist es bereits ein Erfolg dass er bereit war wieder die Schule zu besuchen. Das jetzt eröffnete Casa Taiguarinha für die 7-12 jährigen Strassenkinder schließt eine Lücke: die Erfahrung hat gezeigt dass auch bei den Strassenkindern untereinander eine "Hackordnung" besteht unter der vor allem die Jüngeren zu leiden haben. Casa Taiguarinha eröffnet nun für diese Altersgruppe erstmals die Möglichkeit freier über alternative Möglichkeiten als das Leben auf der Strasse nachzudenken und sich evt. auch leichter hiervon zu lösen. Das dies ein weiter Weg ist weiß das Taiguara-Team: "es ist halt ein langer Prozess, bis die Loslösung von der Strasse erfolgt", so Conceição. So wie das Ergebnis der Arbeit der letzten Jahre in Taiguara aussieht, kommen mittelfristig auch die staatlichen Stellen nicht an einer Anerkennung vorbei, es bleibt die Hoffnung, dass das "Modell Taiguara" vielleicht sogar langfristig ein Ende der staatlichen "Aufbewahrungsanstalten" wie FEBEM bewirkt.

2001/2002: Grüsse zum Jahreswechsel und ein großes Dankeschön aus Sao Paulo

Zum Jahrswechsel erreichte die Brasilieninitiative aus Brasilien einen Brief aus CASA TAIGUARA, in welchem sich Daniel Fresnot im Namen des ganzen Taiguara-Teams für die erhaltene Unterstützung bedankt. Zugleich erwähnt er, dass es gelungen ist, das neben CASA TAIGUARA befindliche Haus mittels einer Spende aus Brasilien zu erwerben und jetzt - nicht zuletzt durch die Unterstützung der Brasilieninitiative - zu renovieren.

In Kürze werden in diesem CASA TAIGUARINHA sodann die 6-12 jährigen Strassenkinder untergebracht. Auch hier wird es zwanzig Schlafplätze geben. Dem Dankeschön aus Brasilien an alle Unterstützer/-innen möchten auch wir von der Brasilieninitiative uns anschließen.

Alles Gute für 2002!

Relatório 30 - Sommer 2001: Casa Taiguarinha geplant

Das Strassenkinderprojekt CASA TAIGUARA schreitet voran. Im neuen Rundschreiben der Moradia Associaçao Civil wird neben der Nennung weiterer Unterstützerpersonen vor allem erwähnt, dass der Kauf eines angrenzenden Hauses ermöglicht, ein Projekt "CASA TAIGUARINHA" in Angriff nehmen zu können. Konkret bedeutet dies, dass in diesem Haus dann 6 - 12 jährige Strassenkinder eine Unterkunft finden sollen. ( Anm.: Durch eine großzügige Spende wurde der Kauf ermöglicht, jetzt gilt es das heruntergekommene Haus total zu sanieren, wofür noch Unterstützer/-innen gesucht werden. Die Brasilieninitiative wird sich hierfür entsprechend engagieren) Der Alltag des Taiguara-Teams sieht nach wie vor so aus, dass pro Monat ca 70 Mädchen und Jungen betreut werden. Als Beispiel sei Jonathan erwähnt, der 12-jährige mit dem Aussehen eine 8-jährigen. Die Arbeit des Teams umfasst sowohl medizinische, psychologische, juristische und schulische Betreuung. Nur in einer solchen "rund um Betreuung" sieht man in Taiguara die Chance, die Kinder und Jugendlichen definitiv von "der Strasse, den Krankheiten, den Drogen, der Verbrechen, der Prostitution, des Gefängnisses und des Todes" wegbringen zu können. Den Erzieher/-innen von CASA TAIGUARA gelang es den 8-jährigen Jungen Elvele Lustosa, der als verschwunden galt, wieder seinen Eltern zurück zu bringen. Neu im Taiguara-Team ist Sidnei, er war ursprümglich Strassenkind und löste sich durch CASA TAIGUARA vom Leben auf der Strasse. Jetzt soll er seine Erfahrungen gerade auch im Umgang mit Drogen an andere weitergeben und so mit beitragen, anderen den "Loslösungs-Entschluss" zu erleichtern. Für 2001 wird im Rundschreiben zuletzt noch der Kostenvoranschlag vorgelegt. Dieser beläuft sich auf 478.500,00 Reais (1 DM = 1,01 Reais Stand: 22.06.2001). Zwar gibt es inzwischen einen festen Unterstützerkreis, dennoch sind diese Ausgabne nicht gesichert und neue Unterstützer/-innen notwendig. Zudem besteht die Möglichkeit für einen Jugendlichen die Kosten einer Entziehungskur zu bezahlen. (Anm.: Diese belaufen sich auf 100 bis 400 Reais monatlich - nähere Auskünfte bei der Brasilieninitiative)

Relatório 29 - Frühjahr 2001

In diesem Bericht legt die Moradia Associacao Civil ihre Spendeneinnahmen im Jahr 2000 offen. Den Einnahmen von 412.734,00 Reais, davon immer noch ein Großteil nämlich 120.000 Reais vom Initiator des Projekts, Daniel Fresnot, stehen Ausgaben von 411.407,00 Reais gegenüber. Im Bericht wird betont, dass die Solidarität im vergangen Jahr - gerade auch in Brasilien - zugenommen hat. Neben der Alltagsarbeit im Casa Taiguara gelang 17 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren zu einem Drogenentzug außerhalb Sao Paulos zu bewegen und bis heute sind diese nicht rückfällig geworden. Der Bericht schließt: "Dies ist unsere Aufgabe: der brasilianischen Gesellschaft zu zeigen, dass es eine Lösung für die beschämende Tatsache, dass Kinder auf der Straße leben, gibt. Mit Ihrer Unterstützung wird dies uns gelingen! Vielen Dank für Ihre Großzügigkeit." - Der Rechenschaftsbericht 2000 kann bei uns in portugiesischer Sprache bezogen werden. -Brasilieniinitiative-

Bericht Nr.27 erschienen

In diesem Bericht geht es dieses Mal vor allem darum, die vielfältigen Aktivitäten aufzuzeigen, wodurch das "Überleben" von Casa Taiguara letzlich nur möglich ist. Die Unterstützung kommt inzwischen von vielen Seiten, darunter vielen Einzelpersonen. Sie reichen von der Organisation eines Abendessens und eines Solidaritätsfestes von "Alt-68ern" zugunsten Casa Taiguara bis hin zum Autorenverzicht bei Bucheinnahmen, kleinen Geldspenden von Einzelpersonen und Sachspenden wie Kleidung und Lebensmittel. Es gelingt dem Taiguara-Team jenseits aller ideologischer Sichtweisen, Bürger/-innen im gemeinsamen Anliegen den Strassenkindern eine Alternative aufzuzeigen, zur Beteiligung zu bewegen. Wie wichtig diese Arbeit ist, zeigte nicht zuletzt erneut eine "chacina" - Ermordung mehrerer Strassenkinder bzw. Nicht-Sesshafter - am 3.10.2000 an einer Stelle in der Nähe der Avenida 23 de Maio. Fünf Menschen starben an diesem Tag, einige der Kinder welche heute in Casa Taiguara leben, "wohnten" früher an genau diesem Platz. Das Taiguara-Team dankt im Bericht allen Unterstützer/-innen, die ermöglichten, dass diese Kinder von der Straße wegkamen und so ihr Leben gerettet werden konnte. Wie immer kann der gesamte Bericht in porugiesischer Sprache bei der Brasilieninitiative angefordert werden.

Auszüge aus dem Bericht Nr. 26 - Juli 2000:

"Die Arbeit der Erzieher/Innen von Casa Taiguara ist schwierig aber sie bringt sehr gute Ergebnisse mit sich und rettet Leben! Der kleine Robson beispielsweise hatte Fieber, man bracht ihn ins Krnakenhaus: es war der Blinddarm - wäre er auf der Straße gewesen hätte er daran sterben können. So wie bei Robson rettet die Equipe um Bel und Conceição jeden Monat Mädchen und Jungen vor den Drogen, der Kälte, der Prostituition... Gegenwärtig haben wir 14 Jugendliche im Entzug, zehn gehen jeden Tag in die staatliche Schule (mindestens sechs werden sich voraussichtlich im August anmelden). Ohne öffentliche Unterstützung oder großer Hilfsorganisationen beweist Casa Taiguara seit vier Jahren dass es möglich ist Kinder/Jugendliche von der Straße zu holen beim gleichzeitigen Angebot einer Alternative: 24 Stunden für sie da zu sein. Jeden Monat finden ca 50-80 Jugendliche den Weg zu Casa Taiguara, 100 finden jährlich den Weg zurück in ihre Familien. Dies ist nur möglich dank ihrer großzügigen Unterstützung: (Anm.: es folgt eine Aufzählung der Unterstützer/Innen, welche von Einzelpersonen, u.a. Künstler - beispielsweise stellte der Fotograf Ricardo Funari 30 seiner Bilder für eine Versteigerung zugunsten Casa Taiguara zur Verfügung - bis hin zu Institutionen wie Krankenhäuser oder Therapiezentren reicht) Im Augenblick steht die vollständige Renovierung der Küche an, eine Köchin wurde neu unter Vertrag genommen. Immer noch ist die finanzielle Situation prekär, die monatlichen Kosten sind bei weitem nicht durch die Spenden abgedeckt. Was den Kauf des Hauses betrifft, so sind im Augenblick immer noch die monatlichen Ratezahlungen - immerhin 5000 Reais, ca. 4250.-DM- fällig. Zu Beginn des kommenden Jahres fallen diese weg was eine nicht unerhebliche Entlastung bedeutet..."

Sommer 2000 - Bericht Nr.25 aus CASA TAIGUARA

Aus São Paulo erreichte uns der Bericht Nr.25 zur Situation in Casa Taiguara asu welchem wir nachfolgende Auszüge zitieren: " Wir sind am Beginn des Winters 2000 und es gibt fast keine Unterkünfte um die Kinder und Jugendlichen nachts beherbergen zu können. Oftmals schlafen sie in "mocós", Löchern unter den Viadukten, inmitten von Ratten und Ungeziefer, in der Kälte, im Schmutz, der Promiskuität. Wir haben inzwischen anderern großen Organisationen wie dem Projekt Travessia, dem Institut Dom Bosco, der Pastoral do Menor eine Zusammenarbeit angeboten. Auch unterbreiteten wir dem Staatlichen Sekretariat einen Plan der es ermöglichen würde, die Erwachsenene von der Straße zu bringen." Der Bericht geht desweiteren auf die Schwierigkeiten ein, ein "Casa Taiguarinha" einzurichten. Der vorgesehene Hauskauf hat sich zerschlagen, die Idee, ein Haus für die bis zu 12-jährigen ins Leben zurufen, besteht weiter. Der Aufruf von Frei Betto zur Unterstützung der Arbeit von Casa Taiguara in der Fastenzeit fand eine große Resonanz, die Spender/-innen werden im Bericht aufgeführt. Insgesamt - und dies zeigt dieser Bericht erneut - lebt die Arbeit von vielen Einzelpersonen, welche bereit sind, diese so notwendige Tätigkeit zu unterstützen.

Unterstutzungsaufruf von Frei Betto für CASA TAIGUARA - April 2002

In Brasilien fand das von uns unterstützte Straßenkinderprojekt CASA TAIGUARA während der Fastenzeit einen weiteren Unterstützer: Frei Betto, ein auch im Ausland bekannter Befreiungstheologe, entschloß sich dieses Jahr CASA TAIGUARA auszuwählen. Nachfolgende Auszüge stammen aus seinem Schreiben, mit welchem er in Brasilien in seinem Bekannten- und Freundeskreis um Hilfe bittet: " .......Wie alle wissen, rufe ich jedes Jahr in der Fastenzeit zur Unterstützung von Straßenkindern auf. Ich helfe Projekten, welche gut und verantwortungsbewußt mit den ihnen zur Verfügung gestellten Geldmitteln umgehen und im allgemeinen keine öffentliche Unterstützung erhalten. 1998 halfen mir zahlreiche Freund/Innen das Projekt Cintilar in Sao LourenVo (MG) zu unterstützen, im vergangenen Jahr war dies das CASA VIDA, in welchem sich der Priester Júlio Lancelotti um AIDS infizierte Kinder kümmert. Dieses Jahr wählte ich als Zeichen unserer Solidarität CASA TAIGUARA in São Paulo. Gegründet von meinem Freund Daniel Fresnot, einem Franzosen (Anm.: inzwischen naturalsierter Brasilianer), welcher zur Zeit der Militärdiktatur in Frankreich im Exil lebte.....Er ist 51 Jahre alt, Schriftsteller und Unternehmer, Besitzer der Verpackungsfabrik Fibratam und von einem tiefen ghandianischen oder franziskanischen Geist- je nach Sichtweise-geprägt. Das 1996 gegründete Haus hat bis heute 315 Kinder/Jugendliche betreut. 40 hiervon fanden den Weg in die Schule zurück, mehr als die Hälfte hat wieder Verbindung zu den Familien aufgenommen. Zu Beginn dieses Jahres schrieben sich vierzehn in der staatlichen Schule in Moóca ein. Die Schulleiterin erzählte mir, dass sie Schüler/Innen in der 6.Klasse hat, die unter den Viadukten der Stadt schlafen. Warum gehen diese Kinder auf die Straße? Die Hauptursache ist in der häuslichen Gewalt zu sehen (Streit zwischen den Paaren bis hin zu Vergewaltigungen der Töchter), Orientierungslosigkeit in vielen Familien (Verlust der Wohnung aufgrund des Mietpreises, Arbeitslosigkeit, Vater im Gefängnis, Mutter gestorben...) CASA TAIGURA respektiert die Freiheit der Kinder. Diese kommen aus freiem Willen und haben sodann ein Recht auf Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleidung, Schlafplatz. Allerdings haben sie auch Pflichten: Waffen, Drogen, geraubte Gegenständen müssen außerhalb des Hauses bleiben; Streit ist zu vermeiden; die Teilnahme an den internen Aktivitäten wie Beteiligung an der Reinigung des Hauses, Besuch des Unterrichts in Mathematik und portugiesischer Sprache wird verlangt. Auch Kurse in Elektrizität und Informatik werden angeboten. Im Augenblick hat man begonnen eine Bibliothek aufzubauen. Jeden Monat schauen im Augenblick ca. 60 Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 17 Jahren vorbei.... Heute arbeiten in CASA TAIGUARA 12 Erzieher/Innen, jede/r mit einem Gehalt von 600 Reais. (Anm: ca.: 590.-DM, der staatliche Mindestlohn beträgt 150 Reais). Die monatlichen Unterhaltskosten belaufen sich augenblicklich auf 20.000 Reais, von denen etwas mehr als die Hälfte (12.000 Reais ) durch Spenden aufgebracht werden, die Differenz bringt Daniel Fresnot auf..... Im Augenblick ist der Hauskauf in die Wege geleitet. Von dem Gesamtpreis von 120.000 Reais gelang es bisher bereits die Hälfte zu bezahlen und dies ohne einen Pfennig öffentlicher Unterstützung! Alles aufgrund von Spenden! Da das Zusammenleben von Kindern und Jugendlichen nicht einfach ist, beabsichtigt Daniel Fresnot ein weiteres Haus CASA TAIGUARINHA ins Leben zu rufen. Ein Haus in der Bixiga käme in Frage, jetzt gilt es auch hier die Finanzierung von ebenfalls 120.000 Reais abzusichern. Es ist es wert in dieses Projekt zu "investieren". Wenn ihr dazu neigt, leistet euren Beitrag und sei es in Form des Gegenwertes eines Abendessens in einem Restaurant und überweist dieses Geld ...(Anm: es folgenden die Kontoangaben) Ich wünsche Euch Allen von ganzem Herzen ein freudiges Osterfest Frei Betto

Bericht Nr. 24

Im seinem Frühjahrsbericht 2000 gibt Daniel Fresnot, der Vorsitzende von Moradia Associacao Civil einen Überblick über die Einnahmen/Spenden bzw. Ausgaben im Jahr 1999.Die Ausgaben beliefen sich 1999 auf 284.960,00 Reais ( 1 real = 0,55 Dollar)* Darin sind u.a. die Hausmiete bzw. die Abzahlungsraten (Anm: zur Erinnerung - auch mit Unterstützung der Brasilieninitiative wurde 1999 der Hauskauf in die Wege geleitet)und die Löhne enthalten. Neben zahlreichen Sachspenden (Nahrungsmittel, Kleidung) gab es zahlreiche Geldspenden von Einzelpersonen, die es ermöglichten, den Unterhalt von CASA TAIGUARA zu finanzieren. Unter den Spendern befanden sich neben "unbekannten" Personen auch Musikgruppen wie "Cheiro de Capim" oder der Vorsitzende der CUT-Gewerkschaft, Vicentinho. Desweiteren weist Daniel Fresnot in seinem Brief darauf hin, dass 1999 mehr als 300 Kinder und Jugendliche das Angebit von CASA TAIGUARA wahrnahmen und zu Beginn des Jahres 2000 viezehn Jugendliche einen erneuten Schulbesuch versuchen. Einige unterziehen sich einer Entziehungskur, dies ist allerdings mit erheblichen Kosten verbunden (ca. 200-300.-DM monatlich). Hierfür werden laufend "Paten" gesucht. Eine Ausweitung der Aktivitäten ist von der Taiguara-Equipe beabsichtigt: so soll im Verlauf des Jahres 2000 ein weiteres Haus erworben werden um hierin die 5-12 jährigen Kinder aufnehmen zu können. Der Alltag in CASA TAIGUARA zeigte, dass die Altersspanne von 5-17 Jahren letztlich zu groß ist um ein konfliktfreies Miteinander zu ermöglichen. Der Brief endet mit dem Dank und dem Gruß an alle, welche bisher CASA TAIGUARA unterstützten. * Der gesamte Bericht mit den Einzelbeträgen kann bei uns in portugiesischer Sprache angefordert werden. Anm.: Bis jetzt steht die staatliche Anerkennung immer noch aus, umso unverzichtbarer ist deshalb die weitere Unterstützung dieser so wichtigen Arbeit.

Bericht Nr.23- Dezember 1999

In seinem Dezember-Brief verweist Daniel Fresnot neben der Aufzählung der eingegangenen Spenden-erneut von vielen Einzelpersonen- auf folgende Punkte: * Der das Straßenkinderprojekt Casa Taiguara tragende Verein "Moradia Associacao Civil" ist im Oktober staatlicherseits anerkannt worden. * Zur Zeit bestehen Überlegungen, ein eigenes Haus für die 7-12jährigen Straßenkinder -"Casa Taiguarinha"- zu eröffnen. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die "Kleinen" allzuoft Schikanen der "Großen" in Casa Taiguara ausgesetzt sind. * Nach wie vor problematisch ist die Situaton der drogenabhängigen Straßenkinder in Casa Taiguara. Für sie sucht man weiter "Paten", eine Entziehungskur kostet monatlich umgerechnet ca.300.-DM und ist aus den vorhandenen Mitteln nicht zu bezahlen. Abschließend bedankt sich Daniel Fresnot bei allen Unterstützer/-innen, wünscht ein schönes Weihnachtsfest uns alles Gute für das Jahr 2000: A todos que nos apoiaram neste ano Feliz Natal e Ano 2000!

Frühsommer 1999 - Bericht Nr.21 aus Casa Taiguara

Liebe Unterstützer/-innen von Casa Taiguara,

Immer wieder veröffentlicht Moradia Associacao Civil Rechenschaftsberichte über den jeweiligen Fortgang des Projekts bzw. die finanzielle Situation. Durch die Zusammenfassung dieser Mitteilungen und der Weitergabe an Sie möchten wir Sie ebenfalls an der Entwicklung von Taiguara teilhaben lassen. Die vollständigen Bericht können bei uns in portugiesischer Sprache bezogen werden.

Daniel Fresnot, der Vorsitzende von Moradia führt zunächst in seinem Bericht die verschiedensten Unterstützer/-innen auf. Hierzu gehören neben der Wilhelm Oberle-Stiftung, welche durch unsere Vermittlung mit Casa Taiguara in Kontakt kam und für den Hauskauf 25.000 Reais zur Verfügung stellte sowie 5500 Reais für die Arbeit mit Erwachsenen in der favela Vila Prudente, immer wieder Einzelpersonen. Beispielsweise steuerte das Ehepaar Moraes 3000 Reais bei, die Ehefrau des französischen Botschafters in Sao Paulo, Mdme.Lévy, organisierte ein Benefizabendessen. "Mit Gottes Hilfe und Personen wie Oberle, Moraes, Lévy kann Casa Taiguara seine Arbeit fortsetzen, welche zunehmend als beispielhaft für die Arbeit mit Strassenkindern gilt. Im März kamen 78 Mädchen und Jungen, im April 73 zu uns, einige davon besuchen inzwischen die Schule bzw. bereiten sich zumindest auf einen Schulbesuch vor. Jeden Monat geben wir hunderte von Mahlzeiten aus, viele, die nicht bei uns wohnen, nehmen das Angebot zum duschen war." Daniel verweist auf das Bemühen auch offizielle Unterstützung zu erhalten um die finanziell angespannte Situation zu entzerren, desweiteren verweist er auf das verstärkte Bemühen drogenabhängige Jugendliche von ihrer Sucht zu befreien:

"Es gelang uns Rodrigo,13, auf der fazenda Horizonte, in der Nähe von Ibiuna, unterzubringen. Hier wird er sich einer Entziehungskur unterziehen. Rodrigo schlief bis zum vergangenen Jahr mit seinem Hund auf der Straße. Auf der fazenda gibt es ein Schwimmbad, einen Fußballplatz, Gemüsebeete. Wir hoffen dass dieser neue Kontakt die Jugendlichen wirkungsvoll von den Drogen wegbringt. Nach Rodrigo entschlossen sich mit Ricardo und Sebastiao zwei weitere Casa Taiguara Bewohner der Kur zu unterziehen. Jede "Entgiftung" eines Jugendlichen kostet 2-3 Mindestlöhne im Monat, die Behandlung dauert zwischen drei und acht Monate. Da unsere finanziellen Mittel erschöpft sind, suchen wir Leute, die eine "Patenschaft" übernehmen könnten um weitere Jugendliche zu retten."

Der Bericht endet mit einem Dank an die vielen freiwilligen Helfer/-innen, welche sich am Projekt beteiligen und schließt: "Dank vor allem an die Equipe von Taiguara: Bel, Jorge, Conceicao, Adilson, Denis, Paulo, Cidália, Luiza, Rosangela, Antonio, die mit Mut und Entschlossenheit Tag und Nacht zur Verfügung stehen. Einen Dank auch an Sr. Luiz Teixeira (Anm: ein über 75-jähriger Mann), der seit dem ersten Tag sich für die Instandhaltung von Casa Taiguara verantwortlich fühlt und hilft!"

Auch wir, d.h. die Leute der Brasilieninitiative, bedanken uns bei allen bisherigen Unterstützer/-innen!

Herzliche Grüße aus Freiburg

· Ein Mindestlohn = 138 Reais
· Ein Real = 1,03 DM (Stand: August 1999)