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Planungsphase

Neues Projekt der brasilieninitiative f r e i b u r g  e.V. Für eine überlebensfähige und familiäre Landwirtschaft. Konkrete Projektunterstützung ist ein Teil der ehrenamtlichen Arbeit der Arbeit derbrasilieninitiative f r e i b u r g  e.V. So beschlossen wir, anlässlich des 40-jährigen Bestehens nochmals ein größeres Projekt in Brasilien zu realisieren.

Dieses Projekt hat einen Umfang von 133.716 €, wovon 25% von der brasilieninitiative f r e i b u r g  e.V. und dem Projektpartner CCBA in Recife zu übernehmen sind. Als kleine, ehrenamtlich arbeitende Nicht-Regierungsorganisation sind die von uns aufzubringenden 15%, fast 20.000 €, eine beträchtliche Summe und wir sind deshalb auf Unterstützung angewiesen.

Projekt:

Netzwerk Agroökologie, Alternative Energien: Entwicklung von Strategien und Projekten für eine überlebensfähige, familiäre Landwirtschaft im Landesinneren von Pernambuco.

Ausgangssituation

Der Bundesstaat Pernambuco (ca. 9,5 Millionen Einwohner/ 98.000 km²) ist Teil der Region Nordostbrasilien (ca. 57 Millionen Einwohner/1.550.000 km²). Nordostbrasilien gilt in Sachen Klimawandel als eine der bedrohtesten Regionen Brasiliens, wobei die bereits prekär lebenden Kleinbauernfamilien im Landesinneren ganz besonders betroffen sind. In engem Zusammenhang mit den ökologischen Herausforderungen steht die derzeitige wirtschaftliche, soziale, kulturelle und politische Krise Brasiliens, die sich in den letzten drei Jahren dramatisch zuspitzte.
Das vorliegende Projekt im Bereich Agroökologie und Alternative Energien ist im Kontext dieses komplexen Krisenszenariums zu verstehen. Nachdem es Brasilien seit Anfang der 2000er Jahre aufgrund der positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung durch reale Mindestlohnerhöhungen und verschiedenste sozialpolitische Instrumente (Bolsa Escola/Família, Minha Casa, Minha Vida, etc.) gelungen war, breite Bevölkerungsgruppen aus der extremen Armut zu befreien und anderen Gruppen den Weg in eine untere ¨Mittelschicht¨ zu öffnen, sind diese Errungenschaften durch die aktuelle Krise bedroht oder sind bereits verloren gegangen und gehen bereits verloren.
Heute leben mehr als die Hälfte aller in extremer Armut lebenden Brasilianer/innen (insgesamt 14,83 Millionen) in der Region des Nordostens. Was die spezifische Situation kleinbäuerlicher Familien angeht, ist festzustellen, dass die Regierung Temer im Agrarbereich eine drastische Wende hin zum Agrobusiness vorgenommen hat, die sich an der Schließung des Ministério de Desenvolvimento Agrário (Ministerium für Agrarentwicklung) und dem Zurückfahren bzw. der Aufgabe wichtiger öffentlicher Politiken, die auf Kleinbauern ausgerichtet waren, festmachen lässt. Als exemplarisch kann hier das Programa de Aquisição de Alimentos (PAA) genannt werden. In diesem staatlichen Programm sind die Mittel deutlich von 555 Millionen Reais (126,7 Mio €) (2015) auf 171 Millionen Reais (39 Mio €) (2017) gekürzt worden.

Projektregion

Im Bundesstaat Pernambuco wurden fünf Munizipien als Projektregionen ausgewählt, die durch ihre Lage in verschiedenen geografischen Zonen - : Küstenzone 

(Atlantikwald/Zuckerrohrgebiet), Agreste (Übergangszone zur semiariden Region) und Sertão (semiaride Region) - unterschiedliche Bedingungen für Kleinbauern bieten. Die geographfische Verteilung über den ganzen Bundesstaat Pernambuco soll die spätere Ausstrahlung der Kleinprojekte ermöglichen.
Alle Munizipien weisen einen Index der menschlichen Entwicklung IDH (Human Development Index/Indice de Desenvolvimento Humano) auf, der unter dem Landesdurchschnitt von Pernambuco liegt. Darüber hinaus existieren in den fünf Munizipien Kleinbauernorganisationen, zu denen CCBA bereits Kontakt unterhält.
Die Kleinbauernfamilien verfügen durchschnittlich über ein monatliches Einkommen von ca. Reais 1.800,00 Reais (Euro 450,00 €), wobei ca. zwei Drittel dieses Betrags aus der landwirtschaftlichen Produktion (Eigenkonsum inbegriffen) entfallen und der Rest aus staatlichen Sozialprogrammen oder Renten besteht. Der Bildungsgrad der Familienmitglieder ist niedrig und die Organisation der Familien ist stark patriarchalisch, was den Frauen weniger Partizipationsmöglichkeiten einräumt und den Zugang zur (Weiter)bildung erschwert. Dabei ist ihre Arbeitsbelastung oftmals größer als die der Männer.
Die Wasserversorgung der meisten Familien wird durch Zisternen und die Versorgung durch Wassertankwagen gewährleistet. Der Stromverbrauch für die Haushalte ist relativ gering. Wenn Strom für besondere landwirtschaftliche Aktivitäten (Pumpen für Bewässerung oder Verarbeitung und Kühlung von Produkten, die kommerzialisiert bzw. für den späteren Konsum konserviert werden sollen) benötigt wird, stellen die Kosten oftmals eine Barriere dar, die solche landwirtschaftlichen Aktivitäten einschränkt.
Der dezentrale Einsatz von alternativen Energien im Bereich der ökologischen Landwirtschaft findet bislang kaum statt.

Direkte und indirekte Zielgruppe

Direkte Zielgruppen sind die Kleinbauernfamilien (Frauen,  Männer, Frauen, Jugendliche), indirekte Zielgruppen sind die Organisationen der Kleinbauern in Zusammenarbeit mit Nicht-Regierungsorganisationen und Universitäten.

Projektpartner

Der Projektpartner der brasilieninitiative f r e i b u r g  e.V. ist das Centro Cultural Brasil – Alemanha (CCBA). Es handelt sich hier um ein deutsch – brasilianisches Kulturzentrum in Recife/Nordostbrasilien, das seit 1991 als eingetragener, nicht gewinnorientierter Verein besteht und eigenständig Projekte konzipiert und durchführt. In den letzten zehn Jahren widmete sich das CCBA besonders den Themen Klimawandel und solidarische Wirtschaft.

Projektlaufzeit: 1.September 2018 – 1.März 2020

 

Projektmaßnahmen

Mit dem Projekt soll erreicht werden, dass Kleinbauernfamilien befähigt werden, alternative Energien in der ökologischen familiären Landwirtschaft einzusetzen und gleichzeitig zu Multiplikatoren zu werden, die ihr Wissen bezüglich solcher Projekte an andere Familien in der Region weitergeben. Dies bedeutet, dass Wissenserwerb und – transfer und der Austausch der Zielgruppe – Kleinbauernfamilien und deren Organisationen – mit anderen sozialen Akteuren wie NGOs und Universitäten von zentraler Bedeutung sind. Die Zielgruppe, darunter auch Frauen und Jugendliche, sollen ermutigt werden, eigene schon vorhandene Erfahrungen einzubringen und aktiv an der Konzeption, Anpassung, Implementierung und Evaluierung der einzelnen Kleinprojekte teilzunehmen.
Das Projekt wird von einem interdisziplinären Projektteam gesteuert und begleitet. Neben dem Koordinator des Projekts verfügt das Team noch über eine Agraringenieurin für den Bereich organische Landwirtschaft/Agroforstsysteme, eine Journalistin und eine Verwaltungsangestellte. Damit besteht das Projektteam aus drei Frauen und einem Mann.
Eine institutionelle Zusammenarbeit mit der Technischen Fachhochschule von Pernambuco (IFPE) und mit der Ruralen Bundesuniversität von Pernambuco (UFRPE) bereichert das Projekt. Sie werden die Einzelprojekte bei aktiver Beteiligung der Kleinbauernorganisationen mitvorbereiten, wissenschaftlich begleiten, dokumentieren und bei der Auswertung unterstützen.

Projektverlauf

Was die verschiedenen Phasen des Projekts angeht, sind in den ersten zwei Monaten Gespräche mit potenziellen Partnern (NGOs und Universitäten) in Recife vorgesehen, um Bedingungen und Kooperationsformate abzusprechen. Die Projektregionen werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Projektteams besucht, um die bereits bestehenden Kontakte mit den dortigen Kleinbauernorganisationen zu vertiefen und deren Arbeit besser kennenzulernen.
Daraufhin wählen die fünf Kleinbauernorganisationen jeweils fünf  Vertreterinnen und Vertreter aus, die am einführenden 1. Planungsworkshop (September/Oktober 2018) im Centro Cultural Brasil – Alemanha teilnehmen, in dessen Rahmen allgemeine Informationen über den Beitrag der Solarenergie für die ökologische Landwirtschaft/Agroforstsysteme und vier ausgewählte Kleinprojekttypen präsentiert werden. Zu diesem Workshop werden auch Vertreterinnen und Vertreter von NGOs wie Centro Sabiá, Caatinga, Diaconia, der Netzwerke ASA und Rede Agroecologia eingeladen. Diese Akteure können im Workshop eigene Erfahrungen und Vorschläge beisteuern.
Im Rahmen dieses Workshops werden dann vier grundlegende Kleinprojekttypen durch das Projektteam vorgestellt:

    a) Nutzung alternativer Energie bei der Verarbeitung und Kühlung agroökologischer Produkte in den jeweiligen kleinbäuerlichen Gemeinden.
    b) Nutzung alternativer Energien für kleinräumige Bewässerung agroökologisch genutzter Flächen/Agroforstsysteme;
    c) Nutzung alternativer Energien für Projekte, die Fischzucht und Agroökologie verbinden, und
    d) Nutzung von Solarenergie für die Einzäunung von Flächen, um Quellgebiete aufzuforsten, Biodiversität zu erhöhen und Desertifikation zu verhindern. Die Quellgebiete befinden sich auf privaten Grundstücken der kleinbäuerlichen Familien.

Von Anfang an wird das Projekt in Form eines Blogs im Internet kommuniziert, in dem neben der Berichterstattung über die Kleinprojekte auch die örtlichen Organisationen vorgestellt werden. Daneben sollen in den Blog auch interessante Erfahrungen anderer Akteure im Bereich Agroökologie  und alternative Energien auf leicht verständliche Weise vorgestellt werden.
Im Ende November/Anfang Dezember 2018 wird ein 2. Planungsworkshop durchgeführt, in dessen Rahmen der Implementierungsprozess der Kleinprojekte und deren Anpassung an die örtlichen Verhältnisse festgelegt werden.
Nach Verteilung der insgesamt acht Kleinprojekte (zwei Produktionseinheiten für agroökologische Produkte, zwei Fischzuchtprojekte mit insgesamt acht Familien, zwei kleinräumige Bewässerungsprojekte und zwei Projekte zum Schutz und zur Aufforstung von Quellgebieten) auf fünf  Munizipien in den ausgewählten Projektregionen und deren Organisationen werden Anfang 2019 weitere Besuche in den Projektgebieten durchgeführt, um vor Ort die jeweils spezifischen Projektbedingungen jeder Familie und lokale Anpassungsmaßnahmen zu erheben.

Was die Anschaffung der Wasserpumpen betrifft:

Die insgesamt 12 Wasserpumpen verteilen sich auf zwei Produktionseinheiten, zwei kleinräumige Bewässerungsprojekte und acht Familien, die an den zwei Fischzuchtprojekten teilnehmen.n.

Bezüglich Wassertanks:

Bei den Fischzuchtprojekten dienen die acht Tanks als Behälter für die Fische, bei den zwei Bewässerungsprojekten wird das Wasser jeweils in die Tanks hochgepumpt und von ihnen dann nach und nach in die Bewässerungssysteme eingegeben. Bei den Agroproduktionseinheiten wird je ein Wassertank für den dortigen Bedarf eingesetzt, um den Betrieb und die Hygiene der Produktion sicherzustellen.

Bezüglich Elektrogeräte:

Mit den kleinen Kühltruhen, deren Energieverbrauch auch durch die Solarmodule sichergestellt wird, soll es den Familien ermöglicht werden, einen Teil der Fischproduktion und anderer agroökologischer Produkte zu konservieren.

Bezüglich Produktionseinheiten für agroökologische Produkte:

Die Produktionseinheiten stellen Fruchtsäfte her, und zwar so, dass diese portionsweise eingefroren und auch so verkauft werden. Von daher sind große, energiesparende Kühltruhen, die dann von den Solarmodulen betrieben werden, für die Konservierung und weitere Vermarktung notwendig.
Bei allen anzuschaffenden Geräten und Materialien handelt es sich um nationale Produkte, Importe sind also nicht notwendig.
Die insgesamt 8 Kleinprojekte werden im ersten Semester 2019 implementiert. Dieser Prozess wird durch Besuche vor Ort, Beratungen und einen 3. Workshop (2. Quartal 2019), an dem Vertreter aller an den Kleinprojekten beteiligten Kleinbauernfamilien und – organisationen teilnehmen, begleitet.
Kleinbauernorganisationen und die durch die Projekte begünstigten Familien beteiligen sich mit Eigenarbeit an den Installationen der Kleinprojekte. Während des Projekts werden die Familien a) durch das Projektteam, b) durch Vertreterinnen und Vertreter der Ruralen Bundesuniversität (UFRPE) und der Technischen Fachhochschule (IFPE) und c) durch Mitglieder der Kleinbauernorganisation, die an den Workshops im CCBA/Recife teilgenommen haben bei er Implementierung und Dokumentation der Projekte kontinuierlich begleitet. Nach der Implementierung der Projekte sind die Kleinbauernfamilien und ihre Organisationen für die laufenden Kosten der Projekte verantwortlich, was ihnen durch die nunmehr erreichten substantiellen Energieeinsparungen ermöglicht wird.
Da es sich bei den photovoltaischen Modulen und Geräten insgesamt um relativ einfache Technologien handelt, wird es neben den Workshops nur relativ kurze Anleitungen oder Schulungen der Familien geben, die entweder von Elektroingenieuren und – technikern des Projekts und/oder durch Mitarbeiter der Technischen Fachhochschule IFPE durchgeführt werden.
Aufgrund der hier gezeigten Vorgehensweise, bei der verschiedenste Akteure aktiv zusammenwirken, wird es möglich, im ersten Quartal 2020 die Implementierungsphase der Projekte abzuschließen, Ergebnisse vorzustellen und eine entsprechende Evaluierung vorzunehmen.
Die Präsentation der Projekte soll in Form einer Ausstellung im Centro Cultural Brasil - Alemanha geschehen, zu der auch Vertreter der Munizipien, der Landesregierung und deutscher Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit eingeladen werden. Kurz vorher werden die Erfahrungen mit den acht Kleinprojekten von allen Beteiligten im Rahmen eines 4. Abschlußworkshops (erstes Quartal 2020) evaluiert.
Die Dokumentation der Projekte wird in Form leicht verständlicher Printmaterialien, kurzer Videos (Youtube) und wissenschaftlicher Analysen vorgenommen. Aufgrund einfacher Projektanleitungen besteht dann die Möglichkeit, die Projekte in der Region zu multiplizieren. Gleichzeitig können und sollen die Kleinprojekte den politisch Verantwortlichen auf munizipaler und bundesstaatlicher Ebene vorgestellt werden, um damit öffentliche Politiken im Bereich der dezentralen Nutzung alternativer Energien im Zusammenhang mit einer nachhaltigen familiären Landwirtschaft zu fördern

Zur Nachhaltigkeit

Das Projekt stärkt die nachhaltige familiäre Landwirtschaft durch den dezentralen Einsatz alternativer Energien, in diesem Falle Solarenergie. Dies bedeutet erstens, dass die von den Kleinbauern implementierten Kleinprojekte nach der Projektzeit weiterlaufen können, da sie den beteiligten Familien für die Zukunft spürbare Einsparungen durch den Wegfall bzw. die Verminderung der Stromkosten bringen.
Die Technische Fachhochschule (IFPE) und die Rurale Bundesuniversität (UFRPE) sollen dazu bewegt werden, die acht Modellprojekte über das offizielle Projektende hinaus noch weiter zu begleiten.
Die Schaffung von Kooperations- und Netzwerkstrukturen zwischen den beteiligten Akteuren – Kleinbauernfamilien, Kleinbauernorganisationen, NGOs und Universitäten - fördert in Zukunft die Ausweitung des dezentralen Einsatzes alternativer Energien in der familiären ökologischen Landwirtschaft in Pernambuco und wird dazu beitragen, Vorschläge für öffentliche Politiken auf munizipaler und bundesstaatlicher Ebene zu entwickeln.

Perspektive

Das CCBA wird im Rahmen seiner Projektarbeit ab dem 2. Semester 2019 eine ¨Grupo de Ttrabalho de Eecologia, Eenergias Aalternativas e Pprojetos Cclimáticos no Nordeste¨ (Arbeitsgruppe für Ökologie, alternative Energien und Klimaprojekte in Nordostbrasilien) einrichten, die im Jahre 2020 in halbjährigem Rhythmus weitergeführt wird und so den Austausch und die Zusammenarbeit verschiedenster Akteure im Bereich der alternativen Energien und Agroökologie auch in Zukunft garantiert. Auch die Brasilieninitiative Freiburg e.V. wird die Ergebnisse des Projekts einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.

Unterstützen auch Sie dieses Projekt mit Ihrer Spende:

brasilieninitiative f r e i b u r g  e.V.
Volksbank Freiburg
IBAN: DE88 6809 0000 0025 0548 06
Stichwort: Kleinbauernfamilien
Spendenbescheinigung wird ausgestellt.