CEMIR - Zentrum für Immigrantinnen und Flüchtlinge
Von denen niemand spricht - Eine Anlaufstelle gibt Hoffnung
CEMIR - Centro da Mulher Imigrante e Refugiada. - Zentrum für Immigrantinnen und Flüchtlinge
Gegründet 2017, unterstützen wir als Brasilieninitiative Freiburg e.V. seit Beginn diese gemeinnützige, unabhängige, Frauenorganisation in São Paulo. Im Mittelpunkt stehen die Näherinnen der Bekleidungsindustrie, die sich in CEMIR zusammengefunden haben. Ein Vorstand, bestehend aus fünf Personen, davon vier Frauen, koordiniert die Arbeit.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Lage der Frauen, die oft unter menschenunwürdigen Umständen als Näherinnen tätig sind. Die Centbeträge, die sie pro genähtem Stück erhalten, sind extrem niedrig, und die Arbeitszeiten sind anstrengend - ein Arbeitstag von bis zu 18 Stunden ist keine Seltenheit . Atemwegserkrankungen und Rückenprobleme treten häufig auf, es sind nicht selten sklavenähnliche Zustände denen die Frauen ausgesetzt sind.
Es gibt Netzwerke, die seit Jahrzehnten Migranten in ihren Herkunftsländern, insbesondere in Bolivien, für diese Arbeit rekrutieren Die aktuell größte Migrantinnengruppe in São Paulo stellen die Bolivianerinnen dar die in schätzungsweise tausender, illegaler Näheinrichtungen im Großraum São Paulo arbeiten.
Rechtlos, uninformiert sind die Näherinnen ihrer Situation ausgesetzt. Dieser Situation möchte CEMIR entgegenwirken. Monatliche Treffen kennzeichnen die konkret Arbeit von CEMIR. Bei diesen monatlichen Treffen haben die Frauen die Möglichkeit, sich offen artikulieren zu können. Alltagsprobleme wie die oftmals vorkommende häusliche Gewalt (die eingerichtete Telefonhotline wurde bereits über eintausend mal genutzt) werden ebenso besprochen wie die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse und die alltägliche Diskriminierung. Zugleich erfahren die Frauen bei diesen Gesprächskreisen welche Rechte und Möglichkeiten der Durchsetzung sie haben.
Ein weiteres Hauptziel ist die Förderung der persönlichen und sozialen Entwicklung von Immigrantinnen. Gemeinsam erfahren die Frauen eine Stärkung ihres Selbstwertgefühls und besprechen gemeinsame Aktionsmöglichkeiten. In inzwischen acht Stadtvierteln am Rande São Paulos bestehen Frauengruppen, bisher beteiligen sich zweihundert Frauen an den Treffen.
Diese Gesprächskreise leiten Näherinnen, die bereit waren, eine Leitungsfunktion zu übernehmen. Sie wurden zuvor in den verschiedenen Themen geschult und treffen sich mit Soledad, einer Sozialarbeiterin, zusätzlich einmal im Monat zum Austausch.
Die Leiterinnen sind es danach, die in den Stadtteilen zu den Versammlungen einladen, diese organisieren und den Ablauf koordinieren. Sie sind es auch, die die Lebensmittelkörbe, die seit Anfang der Pandemie notwendig wurden, verteilten. Und weiterhin verteilen.
Das Projekt erfährt bisher keine kontinuierliche Förderung und ist auf Einzelspenden angewiesen. Die kollektive Organisation der Frauen zu stärken, sie zu befähigen sich für ihre Rechte einzusetzen und eine Verbesserung der entwürdigenden Arbeit zu erreichen, verdient Unterstützung.
„Wir stärken die menschlichen Fähigkeiten und fördern die Herausbildung kritischer und aktiver Führungspersönlichkeiten, die in der Lage sind, ihre staatsbürgerlichen Rechte einzufordern“ so Nelson Bison, der einzige Mann im Vorstand von CEMIR.