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Projektreise 2025 - Neues zur Wohnungslosenbewegung (MTST)

Inzwischen gibt es 49 Küchen dieser Art.. Im Februar kam es zum Besuch der Solidarküche in Santo André. In Begleitung von Monika Ottermann, sie ist seit vielen Jahren bei MTST und wirkt auch bei den BrasilienNachrichten  mit, treffen wir auf Andréa. Sie ist in der PSOL - Partei engagiert, arbeitet auch immer mal wieder in der Küche mit. Im Gespräch mit ihr werden die Schwierigkeiten deutlich, denen sich die MTST-Bewegung ausgesetzt sieht. 
In der Solidarküche in Santo André werden täglich bis zu 200 Mahlzeiten zubereitet und kostenlos ausgegeben. Die Namen der Bedürftigen werden zuvor registriert, um eine gerechte Verteilung zu gewährleisten. Jeden Tag bildet sich gegen 12:00 Uhr sich eine geduldig wartende Menschenschlange vor der Küche. An diesem Tag werden Bohnen, Reis, Couve verde, Cabanossi und Fleischstückchen serviert – eine Art Feijoada. Neben der Essensausgabe haben die Erwachsenen, vorwiegend Frauen, die Möglichkeit, Kleider und Spielzeug mitzunehmen, diese stammen allesamt aus Spenden.
Neben der Wohnungslosenbewegung gibt es auch andere NGOs, die ähnliche Küchen betreiben, wie beispielsweise in Paraisópolis, wo die Associação dos Moradores tätig ist.

Im Anschluss an das Treffen in der Küche ging es zur Besetzung - Ocupação Lília Gonzalvez in Santo André, wo Barbara durch das Gelände führte. Zu Beginn, im Jahr 2022 beteiligten sich bis zu 3000 Familien, aktuell sind es jetzt noch fast 300 Familien. Das Gelände liegt seit 15 Jahren brach, gehört offiziell dem Unternehmen Norton, das jedoch insolvent ist und seit vielen Jahren keine Steuer mehr bezahlte. Die ersten Prozesse hat die Wohnungslosenbewegung MTST gewonnen.
Obwohl nur wenige Familien in den notdürftigen Behausungen wohnen, wird das Gelände rund um die Uhr bewacht. Es gibt Veranstaltungsräume, in denen immer wieder Versammlungen stattfinden.  Fast alle, die sich bei der Besetzung eingeschrieben haben, nehmen teil. Nach Zuerkennung des Gebietes sollen die Familien Teil des staatlichen Programms „Minha Casa, minha Vida“ („Mein Haus, mein Leben“) werden. Wer dann eine Behausung erhält, hängt vom bisherigen Grad der Mitwirkung ab. Über dieses Prozedere wissen die Beteiligten von Beginn an Bescheid.

Die Arbeit der Wohnungslosenbewegung MTST mit den Solidarküchen und am Beispiel der städtischen Landbesetzung Lília Gonzalvez, zeigt, wie gemeinschaftliches Engagement und Solidarität in schwierigen Zeiten dazu beitragen können, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.

Spenden bitte auf das Konto der Brasilieninitiative Freiburg e.V.
      Volksbank Freiburg IBAN: DE88 6809 0000 0025 0548 06   
       Stichwort: MTST

Interview mit Andréa von der Wohnungslosenbewegung MTST am 21.1. 2025

Welche Rolle spielt die Solidaritätsküche bei der Bekämpfung von Hunger und häuslicher Gewalt?

„Der Solidaritätsküche kommt eine sehr wichtige Rolle zu. Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die auch in der Solidaritätsküche unterstützt werden, sind alleinerziehende Mütter, die ihre Kinder hierher bringen. Es sind oft Kinder, die gerade eine Schulpause hinter sich haben und nichts zu essen haben.
Sie wissen, dass es hier eine Küche gibt, dass sie Spielzeug finden, dass sie Unterstützung finden, aber vor allem finden sie einen Teller mit Essen. Es ist ein Essen, das mit Liebe zubereitet wird, verbunden mit der Hoffnung auf den Wandel in der Gesellschaft, den wir anstreben.

Hier finden Frauen Unterstützung und es ist zugleich eine Anlaufstelle die weit über die Essensverteilung hinaus geht. Die Solidaritätsküche bietet nicht nicht nur Mahlzeiten an, sondern ist zugleich ein offener Raum, in dem die Frauen ihre Schwierigkeiten äußern können. Oftmals erkennt man bereits am Gesichtsausdruck der Frauen, dass sie etwas sagen wollen. Leider ist häusliche Gewalt sehr verbreitet aber auch Probelme wie fehlende Arbeitsmöglichkeiten oder die Benachteiligung wegen der Hautfarbe oder als alleinerziehende Mutter bedrücken viele.

Wir organisieren auch Gesprächsrunden und vermitteln die Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, an Institutionen weiter. Dieser Raum ist besonders wichtig für alleinerziehende Mütter und ihre Kinder, die vor allem während der Schulferien oft keine Möglichkeit haben, etwas zu essen.
Die Solidaritätsküche garantiert nicht nur die Ernährungssicherheit, sondern stärkt auch die Gemeinschaft und schärft das Bewusstsein für soziale Fragen. Wir kämpfen hier also nicht nur gegen den Hunger, für die Menschen, denen es schlecht geht sondern führen unsren Kampf für eine gerechtere Gesellschaft auch im politischen Bereich.


Habt ihr genügend Freiwillige, die euch unterstützen?

Es gibt Mütter, die immer mal wieder helfen, manchmal kommen auch Lehrer um mit den Kindern zu lernen, andere Freiwillige spielen mit ihnen bzw. führen Gespräche.
Jeden Samstagmorgen finden verschiedenen Aktivitäten statt. Anhand von Kinderbüchern werden auch Themen angesprochen wie Hygiene, Ernährung….Die Aktivität dauert etwa drei bis vier Stunden, und die Kinder erhalten ein Frühstück, wenn sie ankommen, und ein Mittagessen, bevor sie gehen.
Es gibt auch eine Alphabetisierungsgruppe für Erwachsene. Dienstags trifft man sich, es gibt Kaffee und ein Mittagessen und am Ende des Kurses gibt es eine Bescheinigung über die erfolgreiche Teilnahme.

Die Solidaritätsküche ist also ein Raum, der weit über die Essensausgabe hinausgeht, ich würde sagen, sie ist inzwischen eine Art Begegnungszentrum.

Andréa ist Aktivistin in der Wohnungslosenbewegung MTST und engagiert sich politisch in der PSOL-Partei.